Online-Fundraising

Warum das Thema: Online-Spende?

Seit Jahren weisen Erhebungen im Rahmen der Marktforschung (u.a. CharityScope, Spendenmonitor) auf ein langsames aber stetiges Wachstum des Online-Fundraisings hin. Sowohl auf Seiten der Spendenanstöße als auch beim relativen Anteil am Spendenaufkommen wird dieser Kanal wichtiger.
Nonprofit-Organisationen messen dem Online-Fundraising gegenüber anderen Fundraising-Kanälen eine zunehmend hohe Relevanz bei. Nach Unternehmensspenden (51%) und Förderungen durch Stiftungen (36%) kommt dem Online-Fundraising mit 35% die drittgrößte Bedeutung unter den Fundraising-Kanälen zu (Altruja Studie 2016). Das heißt, auch wenn derzeit nur etwa 2% des Spendenaufkommens online generiert wird, gewinnt dieser Spendenweg an Bedeutung.

Spendenportale / Spendenformulare auf Websites

Erfahrungsbericht

Zum Thema Spendenformulare auf der Gemeindewebsite bzw. Dekanatshomepage können wir aktuell einzelne Beobachtungen wiedergeben. Und das möchten wir hier auch tun: Im Dekanat Coburg gibt es seit zwei Jahren die Möglichkeit, für Gemeinden ihre Projekte über ein dekanatlich organisiertes online-Spendenportal Spenden einzuwerben. Und die Erfahrungen sind positiv: Es wird auch auf diesem Kanal gespendet. Tendenz steigend, meint die Dekanats-Fundraiserin Patricia Goldbach-Keim.
Konkret: Auf der Dekanatswebsite ist ein Block eingerichtet, von dem aus der Website-Besucher direkt auf ein Spendenformular geführt wird. Dieses Formular bietet die Möglichkeit, ein konkretes Spendenprojekt auszuwählen und zu spenden. Der Spender gibt seine IBAN ein und erlaubt so ein ein- bzw. mehrmaliges Lastschriftverfahren.
Die weitere Abwicklung, wie beispielsweise das Ausstellen der Spendenquittungen, wird im Dekanat Coburg gemacht wie auch das Verwalten des Spenden-Portals.
Sie sollten sich immer vor Augen halten: Jede Art von Fundraising bedeutet mehr als das Einbinden eines Spenden-Tools. Dazu gehört das Werben für Projekte auf allen Ebenen...

Ihre Fundraiser beraten Sie hierzu gerne.

Was können Sie machen?

Organisationen und Gemeinden, deren Hausbank ein Spenden-Formular anbieten, haben es einfach. Denn in der Regel fallen nur geringe Buchungsgebühren pro Spende an. Online-Spendenformulare können Sie auf der der eigenen Webseite einbauen, zum Beispiel via iframe. Die Abwicklung läuft über das Portal der Bank. Je nach Vertrag mit der Bank sind unterschiedliche Zahlwege (SEPA, Paypal, Kreditkarte) möglich.
Für die Sicherheit der übertragenen Daten sorgt die Bank, die das Spendenportal zur Verfügung stellt. Hier finden Sie zwei Beispiele:

Spendenportal der Sozialbank:
www.sozialbank.de/angebot/fundraising/spendenportal/tool.html
Beispiel: www.coburg-evangelisch.de

Spendenportal der KD-Bank:
www.kd-onlinespende.de
Beispiel: www.erloeserkirche-bayreuth.de

Wenn die Bank einer Organisation ein Spendenformular kostengünstig anbietet, sollte dieser Spendenweg auf jeden Fall auch genutzt werden.
Es kann aber sein, dass sich diese Möglichkeit für Ihre Einrichtung/Gemeinde (noch) nicht bietet: In diesem Fall gibt es eine Mindestanforderung: Platzieren die Informationen für mögliche Spender so, dass sie der Homepage schnell zu finden sind, d.h. am besten auf der Startseite. Bei den Musterwebsites eignet sich das Anlegen eines Blocks, den Sie mit den notwendigen Informationen gestalten und auf beliebig vielen Seiten anzeigen lassen können. Zudem kann im Fall von Veränderungen, die Anpassung an einer Stelle vorgenommen werden.

Andere Anbieter von Spendenportalen und dazu eine kurze Einschätzung

www.helpdirect.org

Einschätzung: Kostenloses Spendenportal, Adressen werden mitgeteilt, den Geldeinzug bei SEPA muss man selbst über die eigene Bank veranlassen. Nachteil: Bei Spendenvorgang bittet der Anbieter auch um eine Spende, um das Portal betreiben zu können (Kann man ausschließen).

www.fundraisingbox.com

Einschätzung: Luxusvariante mit vielen Möglichkeiten, aber teuer (min. 50€ mtl.).

Es gibt noch jede Menge weiterer Anbieter in diesem Bereich.

Vorteile bei der Benutzung von Spendenportalen:

  • Spendenportale nehmen viel Arbeit ab.
  • Einfaches Spenden durch funktionierende Schnittstellen.
  • Einfache Integration auf der eignen Website, guter Service.
  • Häufig stellt der Dienstleister weitere Tools, z.B. für die Nutzung in Facebook zur Verfügung.

Nachteile der Spendenportale:

  • Erfolgreiche Akquise auf Spendenportalen benötigt Zeit und Investition.
  • Das eigene Projekt kann in der Masse der Mitbewerber untergehen.
  • Die Zahlungen laufen über einen Dritten.
  • Geringe individuelle Anpassungsmöglichkeiten der Formulare.


Crowdfunding

Beim Crowdfunding (von englisch crowd für „Menge“ und funding für „Finanzierung“, deutsch auch als Schwarmfinanzierung bezeichnet) handelt es sich um eine internetbasierte Form, Geld für eine Idee oder ein bestimmtes Projekt zu sammeln. Als Methode der Geldbeschaffung durch eine Vielzahl von Kapitalgebern und Spendern im Internet ist Crowdfunding relativ jung.
In der Regel geben die Unterstützer zuerst ein Finanzierungsversprechen ab. Und erst wenn die angepeilte Geldsumme durch viele Unterstützer zusammenkommt, fließt das Geld an die Organisation und das Projekt wird realisiert. Das Ganze läuft zeitlich begrenzt in mehreren Phasen (z.B. Vorbereitung, Werbung, Finanzierung, Umsetzung) ab. Am Ende bekommt der Unterstützer oft auch eine Gegenleistung, sein Name steht beispielsweise auf einer Tafel im Eingangsbereich des neuen Gemeindehauses.
Da die komplette Abwicklung im Internet (v.a. in den sozialen Netzwerken) geschieht, ist eine solche Aktion nur dann sinnvoll, wenn die Zielgruppe dort auch erreicht wird. Zusätzlich sollte ein solches Projekt auch „offline“ medial begleitet werden, um noch mehr Unterstützer zu locken.
Die Evangelische Bank bietet seit September 2016 die Plattform: www.zusammen-gutes-tun.de an.

Weitere Anbieter:

www.startnext.com
www.visionbakery.com
www.fundsters.de
und viele mehr!

Vorteile:

  • Crowdfunding spielt mit dem Faktor des Gegenwerts und ist somit für potentiell neue Zielgruppen attraktiv.
  • Die zeitliche Dauer von 90 Tagen ist überschaubar und ein einfacher Einstieg.
  • Portale bieten guten Service.

Nachteile:

  • Neues Denken ist erforderlich: Gegenleistungen müssen entwickelt werden.
  • Die Unterstützer können kaum gebunden werden.

Für Kirchengemeinden sind solche Portale weniger interessant. Eventuell eignen sich einzelne Projekte, die auch über die Gemeindegrenzen hinaus relevant sind, wie beispielsweise das Crowdfunding für einen Dorfladen.

Einkaufsplattformen / Social Shopping

Zusätzlich gibt es Spenden bzw. Shopping-Portale, bei denen Sie Ihr Spendenprojekt eintragen lassen können:

www.bildungsspender.de
www.schulengel.de
www.vereinsbuechse.de
www.shopprops.de
www.heroshopping.de
www.clicks4charity.net
www.benefind.de
www.shuuz.de
und viele mehr!

Wie funktionieren solche Seiten?

Plattformen wie Bildungsspender und Schulengel bündeln Angebote von Onlineshops. Die Provision für die Kauf-Vermittlung, die so erzielt wird, wird vollständig oder teilweise an registrierte Nonprofit-Organisationen weitergereicht.
Auch hier stellt sich wieder die Frage: Aufwand – Nutzen? Habe ich genügend User, die dann auch über dieses Portal online einkaufen, um für die Organisation Spenden zu erzielen?

Vorteil:

  • Registrierung ist sowohl für den Nutzer als auch die gemeinnützige Organisation in der Regel sehr einfach, in der Regel kostenlos und es gibt auch keine regelmäßigen Kosten.

Nachteile:

  • Die Kaufprovisionen sind sehr gering und meist gedeckelt.
  • Es muss sehr viel Energie und somit auch direkte und indirekte Kosten in die Akquise und Mobilisierung von Käufern gesteckt werden.
  • Beim Onlinekauf denkt der Käufer häufig nicht an die Möglichkeit der Co-Finanzierung einer gemeinnützigen Organisation.
  • Viele Anbieter stellen nicht sehr deutlich heraus, wie Provisionen entstehen und welche Summen beim Anbieter bleiben.
  • Es gibt unterschiedliche Handhabungen auch im Bezug darauf, ob es sich bei den Summen um eigentliche Spenden handelt oder nicht.


Resümee

Oft klingen solche Spendenshops ganz toll. Aber um eine ordentliches Ergebnis zu erzielen, benötigt man eine große Zahl Spender(innen). Die Frage ist an dieser Stelle also wieder: Lohnt sich der Aufwand?
Für Gemeinden ist ein guter Internetauftritt wichtiger, als Spenden-Plattformen. Die eigene Webseite ist das Aushängeschild einer jeden Organisation. Sie ist die Basisstation in einem Portfolio aus Inhalten, Profilen und Kanälen zu der zahlreiche Wege hinführen.
Die Ausrichtung und Gestaltung einer Webseite muss sich heutzutage an den Interessen vieler orientieren. Wenn Spenderinnen und Spender die primäre Zielgruppe der Webseite sind, dann sollten deren inhaltliche, optische, technische und soziale Anforderungen entsprechend Umsetzung finden.

Unter Fundraising-Gesichtspunkten sind es folgende Merkmale:

  • Die Angabe der IBAN als Textfeld vereinfacht das Kopieren in die Zwischenablage, wenn Spenderinnen und Spender die Daten in ihr online- Banking übertragen möchten.
  • Die Angaben zum Spendenkonto sollten nicht auf Unterseiten versteckt sein.
  • Mit einem Spendenformular können Unterstützer direkt online ihre einmalige oder regelmäßige Spende tätigen. Hierfür kann meist auf Angebote von Banken oder Dienstleistern zurückgegriffen werden, die in einigen Aspekten (z.B. Farben,    Spendenzwecke) auf die Bedürfnisse der Organisation angepasst werden können.
  • Weiterführende Informationen zur Arbeit der Organisation, die Möglichkeit einer Testamentsspende oder die Bitte um persönliche Kontaktaufnahme können mit einem simplen Kontaktformular übermittelt werden.

Weiterführend können auch hilfreich sein: Ein gut gepflegter Emailverteiler, Newsletter, regelmäßige Angebote im Bereich Social Media. Auch wenn die personellen Ressourcen knapp sind, oder die Fülle der Möglichkeiten im Bereich „Online-Fundraising“ erschlägt, es ist besser, bewusst mit kleinen überschaubaren Schritten anzufangen, als überhaupt nicht.

Online-Fundraising nochmals kurz zusammengefasst:

  1. Ziele, Zielgruppe und Ergebnis festlegen.
  2. Homepage auf den aktuellen Stand bringen. Das Ziel „Spenden sammeln“ verändert auch die Gestaltung der Homepage.
  3. Fundraising Instrument auswählen (Kosten/Aufwand-Nutzen beachten) und auf der Homepage usw. implementieren.
  4. Kommunikationsstrategie erarbeiten (Wie erfahren die Menschen davon?)
  5. Spenderbindung aufbauen (Newsletter, Emailverteiler, Sozial Media). Die Menschen sollen erfahren, was mit ihrem Geld Gutes geschehen ist. Regelmäßiger Informationsaustausch.
  6. Und dann geht’s los!

Welche Erfahrungen haben Sie? Wenn Sie unsere Einschätzung ergänzen bzw. kommentieren möchten, schreiben Sie einfach einen Kommentar!

Diese Einschätzung zum Thema online-Fundraising entstand in Zusammenarbeit mit Pfarrer Wolfgang Böhm, dem Beauftragten für Fundraising im Kirchenkreis Bayreuth. Herzlichen Dank dafür!

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Tanja Stiehl

Tanja Stiehl arbeitet seit August 2015 bei Vernetzte Kirche. Als Pfarrerin im Arbeitsbereich der Vernetzten Kirche unterstützt sie Gemeinden und kirchliche Institutionen in der Internet-Arbeit. Ihren Schwerpunkt sieht sie in der Vermittlung zwischen technischen Fragestellungen und kirchlichen Inhalten, zwischen Gemeindearbeit und den Möglichkeiten des WWW.